Eine Überraschung im Heu – die Geschichte zweier Kitten auf Abwegen
Vor einiger Zeit meldete sich eine Tierfreundin bei uns: Sie hatte in ihrer Scheune zwei junge Katzen entdeckt. Nach längerem Beobachten und in der Hoffnung, dass sich eine Mutterkatze zeigen würde, stellte sie fest, dass die Kleinen allein waren. Schließlich machten sie durch leises, hungriges Miauen auf sich aufmerksam, sodass sie sich entschied, sie einzufangen.
Sofort brachte sie die beiden kleinen Katzen zu ihrem Tierarzt, der sie untersuchte und feststellte, dass die Kätzchen gesund waren. Eigentlich wollte die Finderin die Zwei als Hofkatzen bei sich behalten, doch es gab ein Problem: Ihr Hund, der sich gut mit der bereits vorhandenen Katze verstand, reagierte auf die Neuzugänge sehr ungehalten und jagte die Kleinen unaufhörlich. Schweren Herzens entschied sich die Finderin also, die Beiden abzugeben, und so kamen sie schließlich bei uns an.
Wir nahmen die Katzen in unserer Quarantänestation auf und stellten erfreut fest, dass sie, wie der Tierarzt bereits festgestellt hatte, gesund sind. Doch ihr Verhalten machte uns ein wenig stutzig – sie wirkten scheu und ihre Reaktionen waren für gewöhnliche Hauskatzen eher ungewöhnlich. Auch das Aussehen der Beiden fiel auf: Besonders die weißen Barthaare, der helle Nasenspiegel, die schwarze Schwanzspitze und die dunklen Ringe darunter.
Obwohl wir zunächst vermuteten, dass es sich um Wildkatzen handeln könnte, verwarfen wir diesen Gedanken wieder, da die Melderin zuvor mit den Katzen beim Tierarzt war. Doch unser Verdacht kehrte zurück und wurde immer stärker, da sich ihr Verhalten grundlegend von dem anderer Kitten unterschied.
Nach Rücksprache mit der Wildtierhilfe Sauerland und Experten der Essenthoer Mühle in Marsberg sowie des Retscheider Hofs in Bad Honnef waren wir uns schließlich einig: Bei unseren Schützlingen handelt es sich tatsächlich um echte Wildkatzen!
Dank der Essenthoer Mühle haben die Beiden nun die Chance, in einer artgerechten Umgebung aufzuwachsen und danach wieder ausgewildert zu werden.
Man sieht, das Leben hält immer Überraschungen bereit – und manchmal eben auch zwei kleine Wildkatzen in einer Scheune.
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